Mauritius Feiertage
Auf Mauritius gibt es so viele staatliche Feiertage wie in wenigen anderen Ländern. Dafür habe ich folgende
Erklärung: Auf Grund der verschiedenen Kulturen, die auf der Insel angesiedelt sind, kommen die
verschiedensten Religionen zusammen. Cirka zwei Drittel der mauritischen Bevölkerung stammt von den Indern
ab. 85 % der Indo-Mauritier bekennen sich dem Hinduismus zu. Die übrigen Indo-Mauritier folgen dem Glauben
der Moslems. 25% der Mauritier sind dem Christentum, in der Regel dem katholischen angehörig. Diese 25 %
setzen sich aus den Afro-Mauritiern oder auch den Kreolen und den Europäern zusammen. Die verbleibenden 5 %
der Bevölkerung folgen dem Glauben der Chinesischen Religion.
Obwohl die Zusammensetzung dieser vier Hauptreligionen auf einer so kleinen Insel wie Mauritius zustande
kommt, verläuft das Leben hier ausgesprochen friedlich. Trotz alledem lassen sich nach wie vor
Gruppierungen, die sich auf Grund ihrer Abstammung und ihres Glaubens zusammengeschlossen haben, erkennen.
Nun die Erklärung für die vielen Feiertage: Jede dieser Religionen hat natürlich eigenen Rituale und
Feierlichkeiten. Und so kommt es dazu, dass ein Feiertag einer Religion von ganz Mauritius gefeiert wird.
Staatliche Feiertage in Mauritius
1. und 2. Januar: | Neujahr |
Januar/ Februar: | Thai Poosam Kavadee |
1. Februar: | Abschaffung der Sklaverei |
Februar: | Chinesisches Neujahr |
Februar/ März: | Maha Shivaratree |
12. März: | Tag der Unabhängigkeit, Nationalfeiertag |
März/ April: | Ougadi, Neujahr nach dem südindischen Kalender |
1. Mai: | Tag der Arbeit |
15. August: | Mariä Himmelfahrt |
August/September: | Ganesh Chaturthi |
Oktober/ November: | Divali - Lichterfest |
1. November: | Allerheiligen |
2. November: | Tag der Arbeiter - zu Ehren der ersten indischen Gastarbeiter auf Mauritius. |
25. Dezember: | Weihnachten |
Beweglich: | Eid al-Fitr - Ende des Ramadan. Das Datum kann sich bis einen Tag vorher noch verschieben. Es wird am Stand des Mondes bestimmt. |
Einige diese religiösen Feiertage werden nun genauer beschrieben:
Ganesh Chaturthi
An diesem Tag wird der Geburtstag der hinduistischen Gottheit der Weisheit und der Intelligenz Ganesha gefeiert. Dieser Feiertag ist Ende August oder Anfang September, je nach Stand des Mondes.
Zur weiteren Erläuterung nun ein kleiner Erfahrungsbericht von mir:
Einige mauritische Freunde von uns fragten, ob wir nicht Lust haben den Geburtstag von Ganesha mit zu feiern.
Ich habe mich sehr für den Hinduismus interessiert und war erfreut über diese Einladung, die bereits eine
Woche vor dem eigentlichen Feiertag kam.
Ja und nun ging das Training los. Jeden Abend sind wir ins nächst gelegene Dorf gefahren und haben an den
Gebeten und den Tänzen zu Ehren des Gottes Ganesh teilgenommen, die hauptsächlich zur Übung für den großen
Abschlusstag der Zelebrierung galten. In einem kleinen Häuschen von einer Familie fanden wir uns alle, etwa
20 Leute, jeden Abend für ein bis zwei Stunden zum Tanzen und Beten zusammen. In diesem Haus, wie an vielen
anderen Plätzen und Tempeln, wurden Ganesha-Statuen aus Lehm angefertigt und aufgestellt. Diese werden
während der Abschlusszeremonie im Meer am Strand von Flic en Flac versenkt, so wurde uns erklärt.
Die Kreistänze, die wir
tanzten, bestanden aus recht einfachen Schrittkombinationen und wurden immer abwechselnd Männer und Frauen
um eine kleine Gruppe musizierender Männer herum getanzt. Alle waren sehr freundlich und zuvorkommend zu uns
und haben sich über unsere Teilnehme gefreut. Die Frauen haben Saris, die indischen Gewänder, für uns
zusammen gesucht, uns passende Blusen genäht und farblich passende Armreifen zurechtgelegt.
Endlich begann der große Tag. Wir waren sehr aufgeregt, schließlich war es etwas total neues für uns.
Bereits am frühen Nachmittag sind wir zu dem Haus gefahren und wurden von den Frauen angekleidet, frisiert
und geschminkt. Gegen 17.00 Uhr ging es dann los. Nach und nach kamen alle Tänzer zusammen. Alle waren in
indischen Gewanden gekleidet und sehr schön zurechtgemacht. Viele hatten Körbe mit verschiedensten Früchten
zur Opfergabe für Ganesha dabei. Nachdem wir den Einstiegstanz tanzten sind wir gemeinsam in einen großen
Bus gestiegen. Die ganze Gruppe hat gesungen, getanzt und war einfach nur fröhlich. So sind wir die ganze
Nacht über die Insel gefahren, von Tempel zu Tempel, sind ausgestiegen, haben unsere Tänze durchgeführt,
eine Kleinigkeit zu essen und zu trinken bekommen und wieder weiter gefahren. In den Tempeln haben wir zum
Teil andere Tanzgruppen und Zuschauer angetroffen. Wir sind natürlich total aufgefallen als einzige
Touristen in den Saris. Aber alle haben uns sehr nett empfangen und sich über unsere Teilnahme gefreut.
Am
Ende der Nacht wurden wir total müde von der ganzen Tanzerei und mittlerweile war es schon 5.00 Uhr morgens
als wir wieder zuhause angekommen sind.
Damit war es aber noch nicht getan. Am nächsten Tag sollte die Tanzgruppe nach Flic en Flac pilgern und wir
wollten dann dort mit ihnen zustoßen. Als wir anfingen uns herzurichten kam das erste Problem auf. Keiner
von uns wusste noch wie man den Sari richtig anzieht. Nachdem wir endlich, mit großen Schwierigkeiten,
eingekleidet waren, haben wir uns auf den Weg zum Strand gemacht. Hier wurde weiter getanzt und gesungen und
abschließend wurden die Ganesha-Lehm-Statuen in einer großen Zeremonie und mit Begleitung eines durch
Lautsprecher über den ganzen Strand schallenden Gebetes im Meer versunken. Es war eine tolle und einmalige
Atmosphäre am Strand zu spüren.
Divali - Lichterfest
Hierbei
handelt es sich ebenfalls um eine hinduistische Feierlichkeit.
Durch den großen indischen Einfluss auf Mauritius hat das Lichterfest hier eine ähnlich große Bedeutung wie
in Indien.
Divali wird zu Ehren des Sieges der Göttlichkeiten Ramas
über Ravana gefeiert wie auch zu Ehren des Gottes Krishna für den Sieg über den Dämon Narakasuran. Oder kurz
gesagt, es betont den Sieg des Guten über das Böse, den Sieg des Lichtes über die Dunkelheit.
Auf der ganzen Insel werden an diesem Tag und auch schon einige Tage vorher die Häuser mit Lichtern aller
Art geschmückt. Es glitzert und funkelt überall. Die Lichter dienen zum einen der Freude, zur Symbolisierung
des Beginnes des Sommers und zur Vertreibung der Dämonen.
Alle hinduistischen Familien backen für den Tag Süßigkeiten, Kekse und Kuchen und verteilen sie abends in
kleinen Tütchen untereinander, an Freunde und Nachbarn aller Glaubensrichtungen um zu teilen und
zusammen fröhlich zu sein und den Einklang der verschiedenen Religionen auf Mauritius zu ehren.
Chinesisches Neujahr
Das Datum hängt vom chinesischen Kalender ab und verschiebt sich somit von Jahr zu Jahr. Da die Farbe der
Fröhlichkeit und des Glückes für die Chinesen Rot ist, ist dieses die dominierende Farbe während der
Neujahrzelebrierung.
Abends wird innerhalb der Familien jede Menge Essen serviert und ausgiebig zusammen gespeist. Während des
Essens bekommen alle Kinder der Familie einen roten Umschlag mit Geld drin. Später werden jede Menge Böller
und Kracher angezündet um den Geist des Teufels zu vertreiben.
Jedes Jahr wird, je nach dem Kalender, ein astrologisches Zeichen zelebriert. Dieses Jahr (2009) war es z.B.
das Neujahr des Ochsen.
Maha Shivaratree (Die Nacht des Shivas)
Mahashivratree gehört zu dem bedeutendsten Hindufestivals
der Insel.
Hindus aus ganz Mauritius pilgern während des mehrtägigen Festes ins
Landesinnere. Ziel der Pilgerreise istGrand Bassin. Die
Pilgerschaft zu dem heiligen See kann, je nach Ausgangspunkt, mehrere Stunden bis zu drei Tage dauern. Viele
Gläubige beginnen ihre Wallfahrt in Vacoas. Von dort aus dauert es etwa drei bis vier Stunden bis man Grand
Bassin erreicht hat. Die meisten der Pilger sind während der Reise in weiß gekleidet und tragen oft zu zweit
oder zu viert die so genanten «Kanwars» mit sich. Hierbei handelt es sich um aus Bambus
bestehende und bunt geschmückte Modelltempel, die zu Ehren der Gottheit mitgetragen werden. Die Planung und
Vorbereitung für Mahashivratree fängt oft schon Wochen vor dem eigentlich Fest an. Unter anderem werden
die «Kanwars» gebaut. Eine andere Vorbereitung besteht darin, dass die Teilnehmer mindestens
eine Woche fasten, wobei das Fasten im Sinne von Verzicht auf Fleisch und Alkohol verstanden wird. Nachdem
Grand Bassin erreicht ist, werden vor allem abends und nachts um den See herum verschiedene Gebete und
Opfergaben zu Ehren des Gottes Shiva veranstaltet.
Erlebnisbericht: Mahashivratree 2010 in Mauritius
Das größte hinduistische Fest außerhalb Indiens fällt in den Zeitraum meines Aufenthalts in Mauritius? Das
wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen!
Am 12.Februar 2010 fand wieder das mehrtägige Pilgerfest Mahashivratree statt: die «große Nacht Shivas»,
bei der Tausende Gläubige zum Grand Bassin pilgern! Schon mehrfach hatte ich von der bedeutenden
Pilgerschaft gelesen und war ganz gespannt darauf das Ganze mitzuerleben: So ging es zusammen mit drei
Freundinnen (aus Gründen der Bequemlichkeit nicht zu fuß, sondern mit dem Auto) gen Süden. Um nicht in einen
Stau zu geraten, machten wir uns schon um 6Uhr früh auf den Weg zum Grand Bassin. Etwas müde, aber
beeindruckt von einem wunderschönen Sonnenaufgang, erreichten wir ohne Probleme unser Ziel und konnten unser
Auto direkt vor Ort parken- was zu späterer Stunde nicht mehr möglich gewesen wäre. Da sich Grand Bassin im
Hochland befindet und Regnen hier an der Tagesordnung ist, wurden zunächst mal Regenjacke und Schirm
ausgepackt.
«An Mahashivratree regnet es immer» hören wir einen Pilger sagen. Doch bei dem Anblick der
33 Meter hohen, bronzefarbenen Shiva-Statue ist das Hundewetter schnell vergessen. Vor der gewaltigen Statue
legen die Gläubigen Opfergaben, wie Bananen und Kokosnüsse dar
und zünden Räucherstäbchen an und beten zu ihrer Gottheit. Seitlich der Statue kommen kleine Affen aus dem
Gebüsch, die auf die Gunst der Stunde warten. So kann manch ein Wallfahrer nicht wiederstehen, den Tieren
eine Banane zuzuwerfen. Am Rande der Straße sind verschiedene Stände von Organisationen aufgebaut, die
Interessierten Erläuterungen über Meditation, Karma und Hinduismus geben. Dazu gibt es das passende
Shiva-Merchandise, wie etwa Aufkleber und T-Shirts mit der Aufschrift «Om namah Shivaya»
- «Ehre sei dem Shiva». Ein großer Banner mit der Aufschrift «Discover the Secrets of
Lord´s Divine Cuisine» weist auf einen Essenstand hin, der kostenlose Mahlzeiten an die Pilger
ausgibt, die sich in langen Schlangen aufgereiht haben und geduldig auf ihr Essen warten. Nicht weit
entfernt befindet sich der heilige See. Geschätzte 400.000 Hindus und Angehörige anderer Religionen sind in
den vergangen Tagen und Nächten hier hin gepilgert. Der See ist vom vielen Regen übergelaufen und die
unzähligen Hindus stehen in ihren bunten, traditionellen Gewändern bis zu den Knöcheln im Wasser, wo sich
eigentlich der Gehweg rund um das heilige Gewässer befindet. Auch hier werden
Blumen und Früchte niedergelegt und der Duft von Räucherstäbchen erfüllt die Luft. In den Haupttempeln und
vor den Statuen der Gottheiten Ganesha, Mutter Ganga und Hanuman befinden sich Massen von Menschen, die
darauf warten auch hier ihre Opfergaben darzubieten. Dabei lassen sich die Gläubigen von den neugierigen
Touristen nicht stören. Ganz im Gegenteil: egal welchem Pilger wir Fragen zu dem Fest stellen, wir bekommen
immer eine ausführliche und freundliche Antwort. So erfahren wir zum Beispiel, dass am letzten Tag von
Mahashivratree eine ganz besondere Atmosphäre herrschen soll: ab Eintritt der Dämmerung bis tief in die
Nacht wenden sich die Gläubigen mit einer besonderen Gebetsreihe an ihren Gott Shiva. In jener Nacht des
dunkelsten Neumondes ist ihnen eine tiefere Verbindung mit dem Mond und somit Shiva möglich. Der Mond hat
eine wichtige Bedeutung im Hinduismus. Ebenso wie die menschliche Psyche hat der Mond insgesamt 16 Phasen.
Wegen des abnehmenden Monds sind an Mahashivratree schon 15 Phasen verschwunden. Die Sechszehnte soll durch
die Zeremonien und Rituale überwunden werden, denn erst wenn der Geist vollkommen überwunden ist, ist der
Mensch befreit und eins mit dem Göttlichen. Um dies zu erreichen werden bestimmte Rituale vollzogen. Hierzu
gehört beispielsweise, dass die Gläubigen vor der Pilgerreise fasten. Am Ufer des Grand Bassin schöpfen sie
das heilige Wasser mit
Bechern und Flaschen ab um anschließend die Shiva-Statuen als Zeichen ihrer Verehrung damit zu begießen. Ein
weiteres wichtiges Ritual ist das übergießen des Shiva Lingam, einem anikonischen Symbol für Shiva, mit dem
heiligen Wasser. Gleichzeitig werden die als heilig geltenden Blätter des Bel-Baumes über den Lingam
gestreut. Das Beobachten der verschiedenen Zeremonien und das Erleben der Atmosphäre am Grand Bassin ist
eine ganz besondere Erfahrung, die ich nicht misse möchte. Mittlerweile ist es schon Mittag und es herrscht
strahlender Sonnenschein. Mehr und mehr Menschen strömen nun zu dem heiligen See. Voller Eindrücke und
überwältigt von der andächtigen Stimmung begeben wir uns wieder auf den Heimweg, glücklich angesichts der
Tatsache Mahashivratree miterlebt zu haben. Aber beim nächsten mal wird zu fuß gepilgert!
Tag der Unabhängigkeit
Dieser Tag wird zur Erinnerung und Schätzung der Unabhängigkeit von Großbritannien im Jahre 1968 zelebriert.
Thai Poosam Kavadee
Hierbei handelt es sich um ein Fest der Tamilen, die ihre Ursprünge in Südindien haben. Das Fest wird zu
Ehren der Gottheit Muruga, der Gott des Krieges, gefeiert.
Die Vorbereitungen für das Thai Poosam Kavadee beginnen bereits neun Tage vor der eigentlichen Zelebrierung
in Form von Fasten, dem Verzicht auf Alkohol und Sex sowie ausgiebige Meditations- und Yogaübungen.
Zusätzlich wird das Kavadee, ein aufwändig gebautes und beschmücktes aus Holz bestehendes Joch, erbaut.
Während der Zelebrierung, die zunächst mit einer Pilgerung vom Tempel zu dem nächsten Fluss beginnt,
befinden sich die Teilnehmer und Kavadeeträger in einem intensiven Trancezustand. Die Gläubigen laufen zum
Teil in Schuhen mit spitzen Nägeln zur Fußsohle hin. Den Männern und auch den Frauen werden während der
Abschlusszelebrierung an den Ufern Silbernadeln durch Gesicht und Körper gestochen. Andere bekommen kleine
Hacken durch ihren Körper um die Kavadees hinter sich her zu ziehen.
Nach der Abschlussprozedur wandern die Glaubensgruppen zurück zu den Tempeln.
Die Bedeutung der Prozeduren liegt darin, zu beweisen, dass die Menschen fähig sind das Böse zu überwinden
und die Gottheiten nachzuahmen.
Während der gesamten Zelebrierung fließt kein Blut und es gibt keine Verletzungen, welches die Teilnehmer
dadurch erklären, dass die Gottheit Muruga sie beschützt. Trotzdem ist eine enorme Körperbeherrschung und
Disziplin Vorraussetzung dafür, diese Prozeduren über sich ergehen zu lassen.